von Andrea Wengel
Es rauscht im Wald der Wasserfall…
Workshop Schwarzwald Wasserfälle
Es ist kurz vor 11 Uhr morgens Ende Oktober 2016, als die kleine Gruppe an einer Waldkreuzung zusammen trifft. Von hier ist es nur ein etwa 15 Minütiger Fußmarsch zu den Gertelbachwasserfällen. Die Rheinebene liegt noch im dichten Dunst, – hier oben aber haben die Herbstnebel bereits den Kampf gegen die Sonnenstrahlen verloren. Ein bisschen schade – zumindest aus fotografischer Sicht.
Andererseits – es hätte ja auch regnen können und dann wäre das doch etwas viel Wasser für einen ganzen Tag mit Kamera im Freien…
Dafür genieße ich schon jetzt den Luxus, dass wir nur zu viert sind – einer erklärt und drei hören zu! Nicht ganz; gleich zu Anfang klopft Raik schon mal unseren Erfahrungsschatz ab und was wir so an Ausrüstung an den Start bringen. Die erste Erkenntnis – abgesehen von einem recht ähnlichen Wissensstand – alles Überzeugungstäter! Die Chemie stimmt – prima! Kann los gehen!
Motiv-Vielfalt
Am Wasserfall suchen wir uns erst mal eine nette Stelle, auf deren Motive wir uns alle „einschießen“ wollen. Das ist am Gertelbach gar nicht so leicht, denn der mäandert sich durch einen richtigen Hexenwald mit moosbedeckten Gesteinsbrocken, heruntergefallenen Ästen, Laub und Gras. Der Wasserlauf ist so vielseitig und abwechslungsreich, dass wir wirklich die Qual der Wahl haben. In den Tagen zuvor hat es auch ordentlich geregnet, so dass der Gertelbach recht viel Wasser führt.
Bevor wir Teilnehmer selbst loslegen, erklärt Raik erst noch mal ganz grundsätzlich, worauf es ankommt – Bildaufbau, Quer- oder doch lieber Hochformat, Weitwinkel, der richtige Filter Fokussierung, Blende, Belichtungszeit usw. Dann bauen wir unsere Stative auf, bringen unsere Kameras in Position und legen los. Für einen guten Bildausschnitt muss das Stativ schon mal nasse Füße bekommen – wir hin und wieder auch.
Stativ ist überhaupt so eine Sache. Obwohl keiner von uns Teilnehmern ein „Billigteil“ hat, zeigt sich schnell, wo die Grenzen sind. In meinem Fall schraube ich jedes mal eine gefühlte Ewigkeit an den Carbon-Füßen herum, bis es so steht, wie ich es haben will. Und auch dann erscheint es mir immer irgendwie noch wackelig, vor allem, wenn die Kamera im Hochformat dranhängt. Nach den ersten Erfolgen auf den Speicherkarten haben wir uns schon eifrig darüber ausgetauscht, was alles auf die Weihnachtswunschliste kommt….
Klasse statt Masse
Was mir am besten gefällt – wir haben einfach Zeit und Muße, uns mit Raiks Hilfe auf die einzelnen Motive zu konzentrieren. Er sinniert mit jedem einzelnen über Bildaufbau, gibt wertvolle Tipps, erklärt, probiert. Ich lerne eine Menge dazu über meine eigene Kamera, baue das Histogramm in die Beurteilung meiner gewählten Einstellungen ein und steige noch ein bisschen tiefer ins Menü. Dazu wähle ich bewusst nur wenige Motive aus, probiere aber umso mehr. Die Gertelbachwasserfälle sind für mich gewissermaßen ein Heimspiel. Hier habe ich vor wenigen Jahren meine ersten fotografischen Gehversuche in der Landschaftsfotografie begonnen und mich auch an das Thema Langzeitbelichtung herangetastet. Nun bin ich gespannt auf´s Ergebnis.
Es gibt noch mehr Wasserfälle im Schwarzwald
Obwohl wir einen schönen sonnigen Herbsttag erwischt haben, kriecht die Kälte durch das Wasser langsam in die Klamotten. Da tut eine Pause ganz gut. Am frühen Nachmittag packen wir unsere Rucksäcke und pilgern zurück zu den Autos. Über die Schwarzwaldhochstraße fahren wir zum nächsten Etappenziel, den Geroldsauer Wasserfällen. Das Hauptmotiv ist natürlich die Stelle, an der sich der Grobbach über eine etwa 9 Meter hohe Stufe in ein großes Becken stürzt. Unser Weg dahin führt durch eine Absperrung hindurch über einen steinigen und rutschigen Pfad bis zum Wasser. Hier im Kessel ist es schon deutlich dämmriger, so dass sich auch gut mit längeren Belichtungszeiten spielen lässt. Um ein bisschen Farbe ins Bild zu bekommen sammelt Raik bunte Blätter, die er vor mir ins Wasser wirft. Was macht man nicht alles für ein gutes Ergebnis ☺.
Irgendwann im Dämmerlicht packen wir müde und mit klamm-feuchten Klamotten – aber äußerst zufrieden – unsere Sachen zusammen und begeben uns auf den Rückweg.
Fazit:
Die Natur liefert die schönsten Motive – man muss sie nur zu nehmen wissen. Mich hat dieser Workshop dabei ein großes Stück weiter gebracht, mir mehr Sicherheit und Flexibilität im Umgang mit meiner Kamera gegeben. Was dazu am meisten beigetragen hat ist – neben Raiks ansteckender Begeisterung für die Fotografie – die ausgiebige individuelle Betreuung. Ich habe viele neue anregende Impulse bekommen. Wirklich schön! Denn seit ich fotografiere sehe die Welt jeden Tag mit neuen Augen.
Andrea Wengel