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FOTOGRAFIEREN IN WÜSTEN UND DÜNEN

Dünen in der Namib

Wüsten können verschiedene Gesichter haben. Den kleinsten Anteil an Wüstenlandschaften haben Dünen. Ein Großteil der weltweiten Wüsten besteht aus Gestein, Kies und Geröll. Erst durch die Erosion werden die Steine immer kleiner und schließlich zu Sand zermahlen. Eiswüsten, Geröllwüsten, Lavawüsten und Salzwüsten gelten allgemein als vegetationsarm.

Moon Valley Swakopmund
Steinwüste Moon Valley

Für mich sind Sandwüsten die Sehnsuchtsorte meiner Fotografenträume.
Sand, wohin das Auge blickt. Bögen, Wellen, Kurven und Strukturen; vom Winde geformt und somit vergänglich. Die Königin der Sandwüsten sind Dünen.

Nun gibt es Dünen an den unterschiedlichsten Orten der Erde. Seien es die Dünen an den Küsten der Nord- und Ostsee, Dünen in der Sahara oder dem Death Valley, in den Wüsten Arabiens, in der Wüste Gobi oder etwa in der vermutlich ältesten Wüste der Welt, der afrikanischen Namib.

Death Valley Mesquite Dunes
Wüste im Death Valley mit Lehmmustern

MAGIE DER FARBEN

Die kleinen, rundlichen Sandkörner glänzen in der Sonne und reflektieren auf magische Weise die Farben der Dämmerung. So werden Dünen in ihrer Färbung und Struktur fundamental vom Umgebungslicht geformt. Aber auch die Mineralien im Sand beeinflussen die Farben. So ist der Sand der Namib oft rostrot vom Eisenoxid. Magnetit leuchtet dunkel auf den Dünen und gemahlene Edelsteine lassen Nuancen von Pink und Rubinrot erkennen.

Kein direktes Sonnenlicht zum Sonnenuntergang - die Farben werden stumpf
Indirektes Licht zum Sonnenuntergang – die Farben werden stumpf

Scheinen Dünen im steilen Mittagslicht oft fahl und farblos, ändert sich ihr Aussehen im Licht der späten Sonne oft in warme, intensive, ja fast goldene Töne. Wenn die Sonne am Abend bereits am Horizont steht, fallen die Farben ab in ein stumpfes Braun. Einige Zeit nach dem Sonnenuntergang beginnen die Farben der Dünen dann wieder dezent zu leuchten. Das können verschiedene Farbtöne sein, je nach Lichtqualität und der geografischen Lage kann das differieren. Ich habe schon Töne von Rotbraun mit Anteilen von Magenta erleben dürfen.

Pink Coral Dunes
Pink Coral Dunes | USA
Elim Düne 45 Minuten vor Sonnenaufgang
Wüste Namib Namibia
Elim Düne zum Sonnenuntergang

Um die ganze Schönheit einer Düne zu fotografieren, eignet sich ein Sonnenstand, welcher die Strukturen und Formen betont. Je tiefer die Sonne steht, desto dunkler erscheinen die Schattenseiten. Dünen leben vom Kontrast. Erst das Spiel aus Licht und Schatten formt den Sand, betont die Rippel und die Abrisskanten.

DIE BESTEN BEDINGUNGEN

Aus meiner fotografischen Sicht muss, für gelungene Aufnahmen von Dünen, der Sand „unberührt“ sein. Das ist in Europa schon mal ein fast unlösbares Problem. An viele Orten, an denen sich Dünen bilden, finden wir oft auch Menschen. Ergo ist der Sand oft voller Fußspuren.

Auch an den entlegensten Orten der Erde finden sich menschliche Spuren. Es gibt Artgenossen die der Meinung sind, der Planet gehört ihnen allein. Da wird mit Quads oder Jeeps quer durch die Wüste gefahren. Nun ist Lehm ein kleiner Bestandteil einiger Wüsten. Kondensiert Feuchtigkeit oder es fällt Regen, wird dieser Lehm zu einer harten Oberfläche. Die Fahrzeuge brechen den Lehm auf und die Narben in dieser Landschaft werden über Jahre oder Jahrzehnte sichtbar bleiben.

Das Wüsten vegetationsarm sind bedeutet jedoch nicht, sie sind ohne Lebewesen. In den Wüsten Namibias leben kleine Tiere wie: Käfer, Spinnen, Geckos, Eidechsen, Schleichen, Schlangen, Skorpione und Chamäleons.

Aus diesem Grunde versuche ich, wenn ich in Dünen unterwegs bin, meine Fusspuren so wenig wie möglich nachhaltig zu hinterlassen. Ich laufe sehr lange auf hartem Boden, ich kreuze selten Dünenkämme und versuche somit immer meine eignen Motive nicht zu zerstören. Ist starker Wind zugegen wird er dafür sorgen, dass bereits nach wenigen Stunden die Narben meiner Fußspuren verschwunden sind.

Perfekte Bedingungen sind also tiefer Sonnenstand und klares Licht. Beides sorgt für harte Schatten und starke Kontraste.

Dünen Dorob Namibia
Dünen Dorob NP im späten Abendlicht

WAHL DER BRENNWEITEN

Das Mittel meiner Wahl in den Dünen sind oft Teleobjektive. Durch die Enge des Bildausschnitts und der visuellen Verdichtung von Elementen innerhalb des Motivs, lässt sich das Bild auf Formen und Strukturen reduzieren. Eine Schwierigkeit beim Einsatz dieser Brennweiten ist die begrenzte Schärfentiefe bei großen, zu überbrückenden Entfernungsunterschieden innerhalb des Motivs.

Dünen Dorob Namibia
Dünen Dorob NP – 200mm Brennweite

Weitwinkelobjektive ermöglichen dagegen das Umfeld mit einzubeziehen und die komplette Anmutung der Landschaft darzustellen.

Wüste Namib Namibia
Wüste Namib Namibia

PROBLEME UND LÖSUNGEN

Eines der größten Probleme bei der Fotografie von Dünen ist Hitze. Diese führt beim Einsatz von Telebrennweiten durch das starke Hitzeflimmern oft zu unscharfen Fotos. Man erkennt das Hitzeflimmern im Bild oft daran, dass in Bodennähe die Strukturen verschwommen erscheinen und mit ansteigender Höhe wieder an Schärfe und Auflösung zunehmen. Von daher meide ich die Mittagshitze und fotografiere Dünen oft nur zu den den Tagesrandzeiten.

Hitzeflimmern am Boden
Hitzeflimmern am Boden

Der Sand in der Wüste hat die Eigenschaft nachzugeben. Die Basis scharfer Fotos ist somit ein gutes, verstellbares und stabiles Stativ. Ich drücke mein Stativ beim Aufbauen fest in den Sand, damit es nicht verrutschen kann.

Wind kann zum Problem werden, wenn er so stark ist, dass die Ausrüstung leidet. Um meine Kamera und Objektive in der Wüste vor Sand zu schützen, benutze ich einen Lenscoat. Diesen ziehe ich bei zu starkem Wind über die Kamera nebst Objektiv.

Wind ist aber auch ein Zauberer des Lichts. In einem Sandsturm in Namibia habe ich trotzdem und gerade deshalb fotografiert. Das Licht wird durch den aufgewirbelten Staub magisch weich, die Dünen erscheinen wie ein altes Nappaleder. Der Sand weht oft über die Dünenkämme und leuchtet im Licht.

Swakopmund Dorob Dunes © Raik Krotofil
Dünen im Sandsturm

Objektivwechsel können in sandiger Umgebung problematisch sein. Wenn ich unbedingt die Linsen wechseln muss, mache ich das entweder mit dem Rücken zum Wind oder im Notfall unter einem Kleidungsstück. Schlussendlich ist das Equipment eben dazu da, um es zu benutzen und unter den im Moment besten Bedingungen, schöne und herausragende Fotos zu machen.

Die Wüsten unseres Planeten sind eine fotografische Spielwiese. Habt viel Spaß dabei sie zu erkunden und dabei Eure eigenen Interpretation von den angehäuften Sandbergen mit Licht auf der Luv- und Schatten auf der Leeseite zu machen.

Raik

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