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VIER TAGE STREET FOTOGRAFIE IN LISSABON

Seit zwölf Jahren nun schon bereise ich Portugal.
Es ist nicht gelogen, wenn ich sage, dass ich dieses Land wirklich liebe.

Bei allen meinen Besuchen stand die Landschaftsfotografie im Fokus. Niemals habe ich mir die Zeit genommen, um mich im wunderschönen Lissabon treiben zu lassen.

Im September diesen Jahres habe ich mir selber vier ganze Tage gegönnt, um mich vom Leben und Treiben dieser einmaligen Weltmetropole mitreißen zu lassen.
Mit dabei waren meine geliebte kleine Olympus Pen-F und eine Handvoll Zuiko Festbrennweiten.

VON STADTLANDSCHAFTEN UND STREETFOTOGRAFIE

In meiner Landschaftsfotografie versuche ich nach Möglichkeit nichts dem Zufall zu überlassen.

Ich weiß immer sehr genau, bei welchem Gezeitenstand ich an welcher Location sein möchte.
Raus geht es für mich immer zum nautischen Sonnenaufgang, und alles, was ich beeinflussen und planen kann, wird meinerseits gerne auch geplant.

Das Prinzip:

„Schauen wir mal, was so geht“

Das ist mir alles zu vage, zu unfokussiert und eben zufällig. Meiner Erfahrung nach bringt mich die Planung meiner Fototage besser zum Ziel.
Hier gilt es vor Ort eine bestimmte Bildvorstellung zu realisieren. Das Jagen und Sammeln führen zwar oft auch zum Ziel, aber gute Planung ist und bleibt das halbe Bild.

Vasco da Gama
Vasco da Gama

Ganz anders sehe ich aber die Fotografie in Städten. Hier heißt es für mich, eine Stadt mit allen ihren Farben, Formen, Geschmäckern und Gerüchen zu erleben und dann das erlebte und gesehene in ausdrucksstarke Fotografien zu gießen.

Hier kann ich alles auf mich zukommen lassen. Mich treiben lassen, und im Moment zu leben und darüber eine Stadt zu erleben!
So sind alle Fotos immer eine Momentaufnahme und ein Echo meiner Wahrnehmung der Architektur und des Lebensgefühls einer Stadt, die nicht die meine ist.

Gerne möchte ich Euch die Ausbeute meiner vier Tage zum Ende des Monats September im Jahre 2023 berichten.

LISSABON IST WIE ISTANBUL AUF SIEBEN HÜGELN GEBAUT.

Aus diesem Grund muss man gutes Schuhwerk haben. Auch ist es der Kreativität förderlich, wenn man mit leichtem Gepäck unterwegs ist.
Aus diesem Grund bin ich mit meinem kleinen Besteck mit einer Auswahl lichtstarker und kompakter Festbrennweiten unterwegs.

In Lissabon läuft man sehr viel Landauf- und Landab. Wenn man aber strategisch klug vorgeht, benutzt man die vielen Ascensores und Elevadores, die über das Stadtgebiet verteilt sind.

Ihrer Natur nach handelt es sich hier im Grunde um Aufzüge, die den Besucher eben landauf- und eben auch landab befördern.

Wobei ein besonderer Fokus den drei Standseilbahnen der Stadt gebührt.
Das sind Seilbahnen, die aussehen wie die berühmten Trambahnen Lissabons, mit dem Unterschied, dass sie eben mit Stahlseilen hochgezogen und herabgelassen werden.
Fotografisch waren diese Seilbahnen für mich ein absolutes Hilight.
So Etwas gibt es in dieser Form nirgendwo sonst.

ASCENSORES OF LISBON

Für meinen Aufenthalt war klar, dass die drei Standseilbahnen auf jeden Fall mit einem Besuch beehrt werden mussten.
Als Erstes habe ich dem Ascensor da Bica meine Aufwartung gemacht.

ELEVADOR DA BICA

Dieses Exemplar gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen Lissabons.
Sie ging erstmalig im Juni 1892 in Betrieb. Der Eingang von der unteren Station ist recht unscheinbar und wenn man nicht genau aufpasst, geht man zwangsläufig daran vorbei.

Glücklicherweise gab es eine Menschenschlange vor dem unscheinbaren Eingang, sonst wäre ich hier glatt dran vorbeigelaufen.
Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Alles hier sieht recht „etabliert“ und „bewährt“ aus.
In Würde gealtert würde ich dazu sagen.

Elevador da Bica
Elevador da Bica

Die Tram ist alt, aber tipptopp gepflegt. Sie sieht aus wie ein schönes Stück Stadtkultur, sie ist es ja schließlich auch.
Sie ist liebenswürdig in ihrer verlebten, würdevollen Schönheit – das alles hat mich an eine alte Operndiva erinnert, die ihre besten Zeiten zwar hinter sich hat, der Glanz und die Gloria aber noch heute scheint.

Elevador da Bica
Elevador da Bica

Ich habe mir es natürlich nicht nehmen lassen, mich gepflegt, maximal entspannt und mit einem Lächeln auf den Lippen emporfahren zu lassen.

Herrlich, wie das Holz arbeitet und alles immer wieder vibriert und knarzt.
Der Fahrer bimmelt immer mal wieder, um den rechts und links an den bunten Hausfassaden entlanglaufenden Touristen und Einheimischen zu signalisieren, dass jetzt der Elevador da Bica kommt.

Man trete zur Seite bitte …

Elevador da Bica
Elevador da Bica

Ich sitze und schmunzele vor mich hin.
Wir alle, die wir im guten alten Elevador sitzen, schmunzeln vor uns hin.
Das verbindet auf eine mein Herz erwärmende Art und Weise.
Ich liebe diese Momente, ich liebe sie sehr.
Mein Alltag ist tausende Meilen fern von mir.
Hier bin ich ein Reisender.
Hier bin ich ein Genießer unter Genießern.
Ein Reisender unter Reisenden.
Was uns eint, ist, dass wir schamlos im Hier und jetzt leben und den Moment genießen, auf das er uns in bester Erinnerung bleibt. Ich lächele ein altes japanisches Ehepaar an, man lächelt höflich zurück.
Die Augen lachen, ich bin froh und dankbar, dass ich das alles erleben und genießen darf.
Das Leben ist schön.

TRAMBAHNEN LISSABONS

Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, mich auch von der Tram der Linie 28 von Punkt A nach Punkt B fahren zu lassen.
Auch hier galt:
Nicht das Ziel ist wichtig, sondern der Weg. In weiser Voraussicht habe ich mich ganz früh zur Haltestelle begeben. Da ich Depp aber meine Akkus im Hotel habe liegen lassen, musste ich die Fahrt einfach ohne Kamera genießen.

Das habe ich erstaunlicherweise, auch ohne mich über meine mir angeborene Deppigkeit zu ärgern, auch geschafft.
Ich bin stolz auf mich.
Eure wohlwollenden Gratulationen nehme ich hier gerne entgegen.

Ein Tipp für geneigte Lissabonreisende:
Schaut, dass ich euch die frühen Touren zur blauen Stunde nehmt. Dann habt ihr die Tram für euch und teilt sie mit ehrlichen, arbeitenden Menschen.
Ich habe sehr wohl verstanden, dass der Zauber dieser alten Bahnen darin besteht, dass man quasi in einer Zeitkapsel durch das hier und jetzt chauffiert wird.

Das Ding ist auch, dass insbesondere die Linie 28 durch die Altstadt durch ästhetisch schönste Architektur bimmelt. Hier kann man schönste Fotos mitnehmen.
Ich habe das Erlebnis sehr genossen und bin mit der Ausbeute an schönen Fotos überaus zufrieden. Trotz meiner Akkuvergesslichkeit!

PINK STREET LISBON

Ich habe im Vorfeld für mich gar nicht groß geschaut, was es an „Sehenswürdigkeiten“ zu besuchten lohnt. Ich wollte für mich einfach die Trams und Standseilbahnen fotografisch interpretieren.

Und ansonsten wollte ich sehen, wohin mich das Leben verschlägt.

Auf dem Weg zu diesen ersten Meilensteinen in Lissabon bin ich dann an der berühmt berüchtigten Pink Street vorbeigekommen. Hier gibt es eine Fülle an Nachtbars und Kneipen und in den späten Abendstunden herrscht die reine Partystimmung.

All das wusste ich im Vorfeld natürlich nicht. Ich bin quasi reingestolpert ins bunte Treiben.
Lissabon ist eine sehr entspannte Stadt, aber hier ist alles noch ein Quentchen entspannter und mindesten ein Kilogramm lockerer.

Auch hier in der pinken Ecke der Stadt findet sich diese Lissabon eigene Patina . Alles scheint auch in dieser „unmoralischen“ Ecke vom vielen Leben und Lieben gezeichnet zu sein.

Es ist schön hier, es ist lebendig hier.
Ich fühle mich wohl hier …
Ich trinke ein Bier hier.
Prost:

super bock
super bock

Es ist wechselhaft an diesem Tag. Immer mal wieder kommt ein Schauer über die Stadt und alles glänzt.
Ich mag das.
Ja ich mag sogar den Regen hier.
Ist das nicht seltsam?

Ich bin dem Wetter nicht angemessen gekleidet. Einen Regenschirm habe ich auch nicht dabei.
Also stelle ich mich unter die Brücke und warte ab, bis es sich abgeregnet hat.
Eine junge Frau steht neben mir, wir warten gemeinsam, wir lächeln gemeinsam.

Ungezwungen, einfach so, weil wir es wollen und können und um des Lächelns willen.
Ich vermisse das, bei uns zuhause.
Hier lächeln die Leute wenig.
Wahrscheinlich haben sie wenig Anlass dazu?
Ist der Regen anders bei uns?
Vielleicht…

Ich empfinde es als bereichernd, wenn man sich anlächeln kann, ohne dass das Gegenüber direkt eine Agende darin vermutet.

Das Leben ist schöner, wenn man seinen Mitmenschen freundlich und aufgeschlossen begegnet.
Verlange ich zuviel vom Leben?

Wahrscheinlich…

Am Abend bin ich noch über ein kleines Abendkonzert vor einer Taverne gestolpert. In einer kleinen Gasse hat ein talentierter Solist wunderschöne Gitarrenmusik kredenzt.

singer
singer

Gott, das war schön. Der Abend ist mein. Ich habe alle Zeit der Welt, keine Verabredungen und auch sonst nichts Besonderes vor.

Also habe ich mir in derselben Taverne ein Glas Aperol Spritz gegönnt, habe mich auf eine Marmorbank gesetzt, und mein Dasein einfach nur genossen.

Über mir hat sich eine blaue Bougainville einzelner Blütenblätter entledigt.
Es hat sich angefühlt, als würde mich dieselbe immer mal wieder anstupsen und mich auf diese Art und Weise grüßen.
So rede ich es mir zumindest ein.
Ich schaue zu ihr auf, lächele sie an und hebe das Glas auf sie.
Mein Getränk schmeckt wie Ambrosia und ich fühle mich glücklich und zufrieden.
Peace of mind.

Die Welt ist mein und der Sänger hats drauf!
Was wäre das Leben ohne Kunst?

Es wäre unerträglich.

Ein Hoch auf die Kunst und mein Dank an dich, geliebtes Lissabon.

Hast du Lust diese Stadt mit mir fotografisch zu erleben?
Hier geht es zu unserer Fotoreise nach Lissabon im November

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