Wenn man mich fragt welche Landschaften mich fotografisch am meisten faszinieren dann muss ich für gewöhnlich nicht lange nachdenken.
Mein Lieblingssujet ist und bleibt die Fotografie am Meer oder wie man im englischen Sprachraum sagt: Die Fotografie von Seascapes [Meereslandschaften].
Wasser ist für sich allein betrachtet bereits ein enorm faszinierendes und vielseitiges Element welches sich dem Fotografen in tausend und einer Gestalt präsentiert.
Ein weiterer faszinierender Aspekt:
Meereslandschaften befinden sich in stetem Wandel, ein und die selbe Location kann sich in Abhängigkeit vom Gezeitenstand fundamental verändern.
Ich bin der festen Überzeugung, dass man am Meer die Landschaftsfotografie am besten erlernen kann.
Das Spiel mit Belichtungszeiten, der Umgang mit Grauverlaufsfiltern, das Beherrschen extremer Motivkontraste, das Setzen der korrekten Belichtung kann am Meer sehr gut geübt werden.
WICHTIGE TIPS FÜR DIE REINIGUNG VON KAMERAOPTIKEN UND FILTERN
Je temperamentvoller die Dünung und je schroffer die Küste, desto heftiger ist der SeaSpray, also feinste Salzwasserpartikel, die sich langsam aber sicher auf der Optik, der Kamerabelederung und insbesondere an Filtern ablegen.
Dank Einzug der nanovergüteten Grauverlaufs- und Graufilter wie sie bspw. unser Partner HAIDA OPTICAL anbietet, wird vieles einfacher, weil man Wasser und Salz nun viel besser entfernen kann.
Dennoch ist es an Tagen mit starkem Wind und wuchtiger Dünung insbesondere am Atlantik immer wieder wichtig, den feinen Salzfilm von Filtern und Objektiven zu entfernen.
Was hat sich für mich bewährt ?
Bevor wir nun ins Eingemachte gehen, möchte ich allen, die am Meer fotografieren wollen, ein supergünstiges und praktisches Helferlein empfehlen:
Viele lachen darüber, aber die Teile wiegen nichts, können in ausreichender Menge in jedem noch so kleinen Rucksack untergebracht werden und sind extrem praktisch, wenn es darum geht, on Location auf das beste Licht zu warten oder euer Equipment vor Regenschauern zu schützen.
Dennoch wird man nicht umhin kommen, Filter und Objektive vom Salzfilm zu befreien.
Im Folgenden beschreibe ich Euch meinen persönlichen Workflow.
MIKROFASERTÜCHER KANN MAN NICHT GENUG HABEN
Ganz ehrlich:
Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie Landschaftsfotografen ohne Mikrofasertücher zurecht kommen.
Wer die Komfortzone verlässt und nah am Geschehen ist, braucht Mikrofasertücher in großen Mengen.
Für die Reinigung von Salzbelägen auf meinem Equipment verwende ich einen zweistufigen Ansatz:
- Im ersten Schritt verwende ich vergleichsweise grobmaschige und Flüssigkeit gut aufnehmende Tücher. Diese dienen in erster Linie dazu, im ersten Reinigungslauf reines Wasser auf die Filter aufzutragen, und den Schmier auf diese Weise effizient und vor allem schnell mit einem zuvor in klarem Wasser getränkten und in einer ZipLoc Tüte abgelegten Bambustuch zu entfernen. Ich für meinen Teil schwöre auf diese Tücher in exakt dieser Größe oder – wenn möglich – noch größeren Maßen.
- Im zweiten Schritt wird das aufgetragene Wasser mit einem Poliertuch aufgenommen und der Filter sowie das verwendete Objektiv poliert. Hier habe ich die besten Erfahrungen mit den Poliertüchern der Firma Culinarii gemacht. Auch hier gilt: Die Tücher können eigentlich nicht groß genug sein.
Wichtig ist, dass Ihr nach jedem Fotoausflug die Tücher mit klarem Wasser lange ausspült, damit das Salz und der Dreck im Abfluss landen.
Beide Tücher in die Sonne legen und trocknen lassen. Das Tuch, das als Wasserreservoir dient, am Tag des erneuten Einsatzes wieder unter den Wasserhahn halten und rein in die ZipLoc Tüte.
QUICK AND DIRTY REINIGUNG VON SEASPRAY
Am Besten lässt sich Salzfilm mit klarem Wasser entfernen, leider braucht es große Mengen davon. Deshalb habe ich am Atlantik eigentlich immer auch eine GUTE Sprühflasche [DIE EINWEGDINGER sind MÜLL] mit einem Gemisch aus vier Teilen destilliertem Wasser und einem Teil Isopropyl Alkohol (75% VOL) im Rucksack.
Damit lässt sich der Schmier sehr gut und durch den Alkohol auch schnell entfernen.
Fensterreiniger verwende ich nicht, weil diese immer Tenside und Seifen enthalten, die nur zum weiteren Verschmieren beitragen.
SAND UND STAUB ENTFERNUNG
Sandstrände sind sehr fotogen aber in Verbindung mit Wind kann der feine Quartzsand sich in euren Optiken und in Spalten und Falten eurer Kameras absetzen.
Der Frank schwört auf Pinsel um Optiken VOR der Behandlung mit dem Mikrofasertuch vom Sand zu befreien.
Ich finde auch Blasebälger sehr sinnvoll um Sand zu entfernen. Ich selber nutze dieses Exemplar seit Jahren.
GUT BESOHLTES (MEERES-) SCHUHWERK
Am Meer fotografieren heisst für mich in erster Linie dahin gehen, wo es nass ist. Die besten Fotos sind immer die, bei denen man das Gefühl, hat das Wasser laufe aus dem Monitor.
Deshalb braucht man insbesondere an felsigen und muschelbewehrten Küstenabschnitten gut besohlte Neoprenschuhe.
Diese schützen euch vor Verletzungen und halten die Füße warm. Die gute Sohle sorgt für ausreichenden Grip, damit man auf rutschigen Steinen nicht sofort abrutscht und das teuere Fotoequipment zerschmettert wird.
STATIV: STANDFESTIGKEIT AUF FELSEN
Die meisten Stative werden standardmäßig mit Gummifüßen ausgeliefert. Gerade am Meer, wenn es um maximale Standfestigkeit geht, reichen diese oftmals nicht aus.
Der befreundete Naturfotograf Michael Lauer hat in seinem Blog das Für und Wider von sogenannten „Rock Claws“ beschrieben.
Eine Lektüre seines Artikels kann ich dem interessierten Seascape-Fotografen nur ans Herz legen.
STATIV VOM MEERESSAND BEFREIEN
Grundsätzlich empfehlen wir den Kauf von Stativen mit Drehverschlüssen, diese sollten optimalerweise mit O-Ringen vor übermäßigem Eindringen von Sand und Staub geschützt sein.
Wer sein Stativ am oder sogar – wie ich es oft tue – im Meer verwendet, wird nicht umhin kommen, eingedrungenen Sand aus den Gewinden unterhalb der Drehverschlüsse zu entfernen.
Wichtig ist es, VOR Reiseantritt eventuell vorhandenes Fett von den Gewinden der Drehverschlüssen zu entfernen.
Das macht Ihr am besten mit Bremsenreiniger.
[green_box] Warum ist das wichtig ?! Bei schmierigen Fetten und Ölen vermischt sich der Sand mit diesen und wird zu einer klebrig-rauhen Masse, die das Gewinde irreparabel beschädigen kann.[/green_box]
Anschließend wird das Gewinde mit hochviskosem, petroleumfreien Waffenöl eingeölt. Ich verwende dafür das altbewährte Ballistol.
Dank dem Tipp von Frank Heinen gibt es aber wohl auch Alternativen die noch besser funktionieren wie Ballistol.
Er verweist auf Teflon Öl was als sogenanntes Trockenschmiermittel wahre Wunder wirken soll.
Danke für den Tipp Frank
Sollte sich jetzt dennoch Sand in die Stativgewinde verirren, könnt Ihr diesen mit einer alten Zahnbürste gut aus dem Gewinde entfernen. Das macht man am Besten im zeitnah im Hotel, damit der Sand keine Möglichkeit hat, die Gewinde zu beschädigen.
SILICA GEL IM RUCKSACK
Wenn Ihr am Meer fotografiert, solltet Ihr euren Rucksack stets am Mann resp. der Frau haben.
Es ist keine gute Idee den Rucksack mit dem geliebten Equipment irgendwo, wo er vermeintlich sicher ist, abzulegen.
Jede zehnte Welle ist böse, wie man so schön sagt und auch der beste Rucksack schwimmt ein oder zwei Meter, danach ist er weg.
Was auch immer wieder passiert, ist, dass der Rucksack offen gelassen wird. So hat Feuchtigkeit oder aber auch Regen alle Zeit der Welt, sich im Rucksack niederzulassen.
In jedem Fall ist es sehr sinnvoll, ein Assortiment von SilicaGel im Rucksack zu haben.
Damit es im GAUFall und somit bei maximaler Sättigung der SilicaGel Tüten keine Sauerei im Rucksack gibt, solltet Ihr diese am besten in Nylon Strümpfe packen.
Ich habe immer ein bis zwei Tüten davon in meinem Rucksack. Schadet nicht, und euer Equipment wird es euch danken.
Ich hoffe, dass ich euch mit diesen Tips zu sinnvollem Equipment neue Erkenntnisse bescheren konnte.
Auf jeden Fall wünsche ich euch für eure SeaScapes das beste Licht, einen trockenen Rucksack und einen festen Stand für euch und euer Equipment.
Sollte euch dieser Artikel weitergebracht haben, würde es mich freuen, wenn Ihr diesen teilt, damit auch andere etwas davon haben.
Wie immer gilt auch hier:
Bei Fragen … einfach fragen 🙂
LG
Euer Serdar
Tutorial – 5 Tipps für das Fotografieren am Meer from PhotoTours4U on Vimeo.
Hallo Volker,
es freut mich das du etwas aus dem Beitrag hast mitnehmen können.
Ich wünsch dir stets das beste Licht auf all deinen Touren.
LG
Serdar
Hallo Serdar,
toller Beitrag, danke für Tipps.
Werde sie beim nächsten Meer-Tripp definitiv anwenden.
Gruß, Volker
Hallo euch allen da draußen.
Ich kann Serdar nur in allen Punker zustimmen. Insbesondere konnte ich mir auf einer Reise mit ihm und Adam wirklich viele der grundlegenden Gesetzmäßigkeiten in der Meer/Landschaft Fotografie erarbeiteten. Diese nutze ich auch in meiner Heimat wo das Meer weit weg ist.
Auch die Praxis Tipps zum Equipment sind hier sehr hilfreich. Ich Sand bis zu dem Oberschenkel in der Brandung auf Teneriffa. Nicht auszudenken was ich dort ohne Neoprenschuhe, Tücher und Sprühflasche gemacht hätte.
Noch coole Muke aufs Ohr und die Entspannung ist perfekt.
Gutes Licht
Christian Mütterthies
Danke für die hilfreichen Tipps!
Noch ein kleiner Hinweis: Die Rock Claws sind derzeit bei Amazon nicht erhältlich. Es gibt sie aber bei Ebay. Und das zu einem günstigeren Preis, aber mit längerer Lieferdauer: http://www.ebay.de/itm/152464289130
Moinsen,
noch besser als ein ölhaltiges Schmiermittel funktioniert ein Teflonspray welches es ebenfalls von Ballistol gibt.
Teflon ist ein komplett trockenes Schmiermittel und wird von vielen Profis zum schmieren ihrer Maschinen gerade dort genutzt wo die Schmierung keine Stäube oder dergleichen „anziehen“ darf!