Pfälzerwald im Herbstkleid – ein Erfahrungsbericht über einen Fotoworkshop im Pfälzer Wald, in dem ich unglaublich viel gelernt habe.
Samstag, 10.10.2015, 20.00 Uhr: Vorfreude!
Heute muss ich früh ins Bett, denn morgen klingelt der Wecker um 3.00 Uhr. Ja, um 3.00 Uhr, dann gehts in die Pfalz zum Workshop „Autumncolours“. Raik Krotofil hat eingeladen, fünf Workshopteilnehmern den Pfälzer Wald im Herbstkleid zu zeigen und so ganz nebenbei sollen ein oder zwei Poster-taugliche Bilder entstehen.
Ich bin ganz schön aufgeregt. Mittlerweile fotografiere ich seit mehr als 30 Jahren, mal mehr, mal weniger intensiv, aber einen bezahlten Workshop habe ich mir noch nie geleistet. Was wird mich also erwarten?
Vor dem Zubettgehen habe ich meine Fotoausrüstung nochmal geprüft: Speicherkarten formatiert, Kameraakku und Ersatzakku geladen, Objektive und Verlaufsfilter gereinigt, Rucksack gepackt. Eigentlich kann losgehen…
Sonntag, 11.10.2015, 03.00 Uhr: Ab in den Pfälzer Wald!
Der Wecker klingelt. Das kann gar nicht sein, ich bin doch eben erst eingeschlafen… Aber die Vorfreude auf den Workshop treibt mich aus den Federn. Duschen, anziehen, zwei Tassen Kaffee, Rucksack packen und um genau 03.33 Uhr sitze ich im Auto, um die knapp 200 Kilometer von Bendorf nach Annweiler zurückzulegen. Um 06.00 Uhr treffen wir uns an der Jet-Tankstelle im Ort. Auf der Fahrt über die leere A61 bin ich sehr müde und rätsele, wie ich den Tag über drauf sein werde, nach so wenig Schlaf.
Gegen 05.45 Uhr bin ich am Treffpunkt. Fünf Minuten später kam der Mentor Raik Krotofil zusammen mit Jan Neumann an. Raik „kannte“ ich bis dahin nur von Facebook. Aber die Begrüßung war herzlich – man „kannte“ sich ja bereits. Im Minutentakt trudelten nun die anderen Teilnehmer ein. Allesamt nette Leute, die Chemie schien zu stimmen.
Auf zum Rehbergturm!
Wir fuhren nun gemeinsam auf einen Waldparkplatz. Von dort ging es in einem etwa halbstündigen Fußmarsch zum Rehbergturm. Ziel war es, von dort oben, auf knapp 580 m Höhe ü. NN. den Sonnenaufgang über dem Pfälzer Wald zu fotografieren.
Es war noch stockdunkel im Pfälzer Wald, als wir losmarschierten. Mit Taschenlampe, Rucksack auf dem Buckel und Stativ in der Hand ging es stetig bergauf. Nach längstens zehn Minuten war meine Müdigkeit komplett verflogen und ich freute mich nur noch auf den vor uns liegenden Tag!
Auf dem Rehbergturm angekommen dämmerte es bereits im Osten. Die Mondsichel war noch sehr gut sichtbar und wir bauten unsere Stative auf. Es war windig und eiskalt! Wir begannen nun, die ersten Fotos zu machen und Raik gab jedem hilfreiche Tipps. Die Beurteilung der einzelnen Farbkanäle des Histogramms war für mich eine wichtige Neuerung, mit der ich mich auf dem Rehbergturm zum ersten Mal so richtig auseinandersetzte.
Der Wind trieb die Kälte bis tief in die Klamotten und als wir uns auf die Entschädigung durch aufgehende Sonne freuten, zog wie bestellt eine dichte Wolkendecke auf. War also nix mit Morgensonne über dem Pfälzer Wald… Aber auch so entstanden hervorragende Bilder von der Burg Trifels und den umliegenden Hügeln und der Einstieg in einen tollen Tag war geschafft!
Nächstes Ziel: Altschloßfelsen im Pfälzer Wald
Gestärkt durch ein Frühstück ging es nun zum Altschloßfelsen. Der Altschloßfelsen ist eine massive Sandsteinformation auf einem bewaldeten Bergrücken. Die horizontale Schichtung des Gesteins, teilweise skurrile Oberflächenstrukturen und viele lichtdurchflutete Spalten bieten unzählige Motive – der Antelope Canyon im Pfälzer Wald! Zusammen mit Jan Neumann erkundete ich den Felsen und er gab mir erste Tipps, wie ich die rötliche Färbung des Sandsteins und die interessanten Formen im Bild festhalten konnte.
In mehreren Stunde entstanden wieder tolle Bilder und auch mein Wissen über die manuelle Bedienung der Kamera, insbesondere des Weißabgleichs, stieg wieder ein gutes Stück an.
Gegen 15.00 Uhr packten wir unsere Sachen und fuhren quer durch den Pfälzer Wald zur PWV-Hütte nach Dahn, um uns ein wenig zu stärken. Der Biergarten an der Hütte war gut gefüllt, es war ja allerbestes Wanderwetter, und ich habe mich mit Pfälzer Hausmannskost – Leberknödel mit Sauerkraut – vergnügt.
Das Finale: Rötzenfels
Das Höhepunkt des Tages erwartete uns am Rötzenfels, einem großen Felsmassiv mit einem wunderschönen Ausblick in den südlichen Wasgau. Wir wollten von dort oben die Abendstimmung über dem Pfälzer Wald auf den Sensor bannen.
Doch vorher war noch der Weg auf den Gipfel zurückzulegen. Durch einen Kastanienwald ging es zunächst eben und dann immer steiler voran. Die reifen Kastanien lagen auf dem Waldweg und die schon tief stehende Sonne tauchte den Wald in ein wunderbares Licht. Die Vorfreude stieg…
Oben auf dem Gipfel bot sich ein herrlicher Rundblick. Raik hatte nicht zu viel versprochen. Erstmal hinsetzen und die Stimmung in sich aufsaugen. Aber nicht allzu lang, denn die Sonne sank schnell tiefer und würde bald hinter dem Hockköpfel, einem dominanten Berggipfel im Vordergrund verschwunden sein.
Ich machte zunächst einige Bilder vom Felsen und den wenigen darauf wachsenden verkrüppelten Kiefern. Die Kiefernnadeln glänzten in der warmen Abendsonne und unten im Tal leuchtete vereinzelt gelbes Herbstlaub mitten im grünen Meer der Nadelbäume.
Dann noch einige schöne Bilder von der untergehenden Sonne und der Landschaft, in der die Schatten der Berge nun länger und tiefer wurden.
Wir saßen dann noch einige zeit auf dem warmen Fels und schauten in den Abendhimmel. Alles wurde still, alles war gut…
Fazit
Wie ich in einem ersten Facebook-Posting gleich nach dem Workshop geschrieben habe: Es ist unglaublich, wie viel man lernen kann, wenn man mit den richtigen Leuten unterwegs ist. Der Tag war wunderschön, ich habe gefroren, geschwitzt, bin gewandert, geklettert und habe unheimlich viel über Belichtung, Weißabgleich, Filterbenutzung und Bildkomposition gelernt. Und ganz nebenbei mein fotografisches Netzwerk um einige sehr nette Leute erweitert.
Jeden, der noch keinen Workshop in dieser Art mitgemacht hat, möchte ich ermutigen, das schnellstens nachzuholen. Es muss nicht unbedingt der Pfälzer Wald sein, obwohl ich zwar zum ersten, aber definitiv nicht zum letzten Mal da war. Das Geheimnis liegt in der Zusammenarbeit, im Austausch und in der Inspiration, Werte, die man nur in der Gemeinschaft mit anderen erfährt.
Ich habe mich jedenfalls entschlossen, zum Wiederholungstäter zu werden