Das Deutschland fotogen ist, steht außer Frage. Für spektakuläre Landschaftsfotos bei großartigem Licht brauche ich mich nicht in den Flieger zu setzen, das kann mir auch hier in unseren Gefilden gelingen.
Oft ist man jedoch blind und findet die Juwelen vor der Haustüre nicht. So ging es mir jedenfalls. Ich wohne ja nicht weit vom Naturpark Pfälzerwald-einer Schatzkiste voller Motive, eigentlich fahre ich da öfters im Monat durch. Der Pfälzerwald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands, geprägt von vielen großen Sandsteinfelsen und etlichen Burgen. Im Groben verlaufen die Ränder des Pfälzerwald von der Französischen Grenze über Bad Bergzabern, Landau, Bad Dürkheim, Kaiserslautern und Pimasens. Diese Region bietet mir sehr viele Möglichkeiten. Angefangen von nebeligen Wäldern, zauberhaften Stimmungen im Herbst und skurrile Sandsteinfelsen, für mich als naturliebender Landschaftsfotograf ideal und in kurzen Zeit erreichbar.
Auf meiner Suche nach immer wieder lohnenden Foto Lokationen bin ich vor langer Zeit auf zwei Türme im Pfälzerwald gestoßen, die eine unglaubliche Rundumsicht auf das Gebiet vermitteln. Bei guter Sicht sind die Höhen des Schwarzwaldes, des Odenwaldes und die Vogesen zu sehen.
Die Türme
In der späten Herbstzeit hat es mich auf den Luitplodturm beim Hermersbergerhof verschlagen. Ganz früh am Morgen, weit vor Sonnenaufgang, war ich hier mit einem befreundeten Fotografen am Staunen, welch ein Licht sich an diesem Morgen über den Hügeln entwickelte. Die knapp über dem Horizont stehende Sonne färbte die Wolken darüber in ein berauschendes Blutrot. Die Dynamik im Himmel und die Intensität der Rottöne ließen den Rotkanal im Histogramm überlaufen. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Lichtfinger streichelten die Täler, in denen der Morgendunst sich rasch auflöste.Ich kam mit dem Wechseln der Brennweiten unter der sich ständig bietenden Motivflut und Lichtstimmungen kaum nach.
Der zweite Turm, den ich total unterschätzt hatte, ist der Rehbergturm, südlich von Annweiler gelegen.
Hier hoch bin ich spontan an einem Januarmorgen, als ich am Abend zuvor den Wetterbericht verfolgte und alle Zeichen auf einen dichten Morgennebel deuteten.
Mit Stirnlampe lief ich noch im Dunkeln die Waldpfade hinauf in der Hoffnung, dass der Weg der Richtige sei. Nach einer halben Stunde Fußmarsch stand ich dann überwältigt auf dem Rehbergturm. Auf runden 570m Höhe üNN blickte ich hinab in die vom Nebel gefluteten Täler. Die letzten Sterne waren noch im Westen zu sehen, da glühte bereits der Osthimmel und ich ahnte, was da kommen wird. Die Burgen Trifels, Anebos und Münz ragten auf den kahlen Winterhängen aus dem Nebel und das warme Morgenlicht streifte die Hügel. Unter den wärmenden Kopfhörern sang mir David Gilmore aus Pompeji direkt in die Seele. Kann es etwas schöneres geben? In meinen Augen zu diesem Zeitpunkt nichts.
Das sind die Einzigartigen Momente der Landschaftsfotografie, die nur der erleben kann, der aus der Komfortzone heraus geht und sich bereits im Morgengrauen aus dem warmen Bett schält. Einzigartiges Licht, Stille, kalter Wind, singende Vögel, es ist für mich gleich einer Meditation und entfernt bei mir schnell den Stress eines vorangegangenen Arbeitstages.
Sternenhimmel
Doch ich hatte mit dem Pfälzerwald und dem Sternenhimmel seit Jahren noch eine Rechnung offen. Mein Plan war es, die hügelige Landschaft mit seinen zahlreichen Felsen in einer sternenklaren Nacht zusammen mit etwas Nebel in den Tälern auf den Sensor zu bannen. Ein Tag im Februar lies mich für die Nacht hoffen.
Schnee, oh ich freute mich an diesem Februaraband, als ich in diesem schneearmen Winter 2013/2014 im Wald einige Schneefelder fand.
Nachdem ich mich wieder mit meiner dicken Winterjacke und Strinlampe auf den Weg zum Rehbergturm gemacht hatte, den kannte ich jetzt, kam ich ziemlich schwitzend wieder da oben an. Einszapfen überraschten mich an den Felsen, die wollte ich aber zum Schluss fotografieren. Ich packte also meine Kamera auf das Stativ und fotografierte die ersten Sicherheitsshots, da plötzlich ein Hochnebelband den Himmel verschleierte. Die Pflicht war im Kasten, jetzt kam die Kür. Ich machte innerhalb der nächsten eineinhalb Stunden etliche Aufnahmen mit unterschiedlichen Objektiven.
Gemütlich stand ich da oben, die Kamera belichtete so vor sich hin. Mein Blick schweifte am Horizont entlang, verhakte sich im Sternbild Orion. Kautze riefen in die Stille der Nacht, der warme Tee floss die Kehle herab und ich dachte mir, die kalte Nacht kann mich mal!
Ein Felsen mit unglaublicher Form ist der Teufelstisch bei Hinterweidenthal.
Mit Sternenhimmel wollte ich diese unwirklich wirkende Konstruktion fotografieren. Doch am Ziel angekommen zog sich in jener Nacht der Himmel immer mehr zu und ich nutzte die Gelegenheit, das Thema Teufelstisch mit einer dazu passenden roten Lee-Farbfolie vor meiner LED-Taschenlampe in diabolisches Licht zu tauchen.
Aber auch an einem Sommermorgen, wenn das goldene Licht der tiefstehenden Sonne der Landschaft mit ihrem weichen Licht streichelt, lohnt sich der Teufelstisch besonders.
Die Burgen
Der Pfälzerwald ist geprägt von seinen Sandsteinfelsen und den vielen Burgen.
Eine dieser Burgen, die ich auf meinen Fotoausflügen bis jetzt besuchte, ist die Burgruine Drachenfels. Im Wasgau, dem südlichen Teil des Pfälzerwaldes nahe der Grenze zu Frankreich liegt auf 386 m üNN die Reste einer Burganlage, deren Entstehungsgeschichte vermutlich bis ins 13. Jahrhundert zurück geht. Die Burg lässt sich von den umliegenden Felsen gut in Szene setzten.
Die Burgruine Lindelbrunn, im Herzen des Pfälzerwaldes, ist in gut 15 Minuten zu Fuß erreichbar. Die Burgmauern sind teilweise noch gut erhalten und geben gute Motive für Lightpainting ab.
Zum Sonnenaufgang bin ich hier oben mit einem grandiosen Licht und Frühnebel verwöhnt worden. Aus der Ferne war das Blöken von Schafen in der kühle Morgenluft zu hören und die ersten Singvögel an diesem kalten Februarmorgen zwitscherten fröhlich in der Erahnung des Winterendes.
Meine mitgebrachte Thermoskanne mit Tee leerte sich langsam, während ich genüsslich und mit tiefer Entspannung meinen Fernauslöser drückte.
Der Pfälzerwald bietet eine Vielzahl von Motiven. Egal welche Jahreszeit, er hat immer seinen Reiz und die Landschaft erscheint völlig anders.
Raik Krotofil
Die Schönheit des Pfälzerwaldes, in einer kleinen Galerie zusammengefasst: