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ITALIENS LIGURISCHE KÜSTE

Manarola Liguria © Raik Krotofil 2017

Wer eine unendliche Motivflut am Meer sucht, T-Shirtwetter im Herbst, wer Locations ohne weite Wege will und dann noch ein Fan der mediterranen Küche ist, der kommt um Italien nicht herum.

Der nächstgelegende Punkt am Mittelmeer von Deutschland aus ist die Ligurische Küste. Sie beginnt  im Westen an der Grenze zu Frankreich und erstreckt sich über die Hafenstadt Genua, weiter in Richtung Osten über die berühmte Cinque Terre bis nach La Spezia.

Manarola
Manarola

Anreise

Bereits vier mal habe ich diese Region bereist und kenne ein Großteil der besten Fotospots, vor allem im östlichen Teil. Am besten von Deutschland aus zu erreichen ist diese Region per Flug ins toskanische Pisa, dann per PKW oder auch vom 2 Autostunden entfernten Flughafen Mailand. Von Süddeutschland aus sollten 7-9 Stunden mit dem Auto möglich sein.

Cinque Terre

Ein besonders bezaubernder Abschnitt ist die Region der Cinque Terre. Manarola, Vernazza, Riomaggiore, Monterosso und Corniglia liegen an einem circa 12 km langen Küstenstreifen mit steil abfallenden Bergen.

Die Orte der Cinque Terre sind nicht einfach zu erreichen. Es führt zwar eine Straße die endlosen Serpentinen entlang, jedoch ist es oft schwer, einen Parkplatz zu bekommen. In den Orten selbst können die Parkgebühren den Preis eines Abendesses übersteigen. Einfacher geht es per Eisenbahn, schon in der Früh fährt der erste Zug passend zum Sonnenaufgang.

Riomaggiore
Riomaggiore

Bunte Häuser, wie Schwalbennester an die Hänge gebaut, strahlen in der Mittagssonne mit dem tiefblauen Mittelmeer um die Wette. Allerdings quälen sich hier tagsüber unzählige Touristenmassen durch die engen Gassen. Doch im Morgenlicht ist von der erzwungenen Hektik nichts zu spüren. Die Wellen rauschen an die Klippen, Möwen schreien und das Klacken des Kameraverschlusses sind die einzigsten Geräusche, die zu hören sind. Ganz langsam erwacht das Leben. Wenn ich mich mit meinen Aufnahmen auf der Speicherkarte auf der Rückweg begebe, öffnen die ersten Bars, es duftet nach Croissants und Meeresluft. Eine Bar ist nicht wie in Deutschland ein Etablissement für einsame Stunden sondern der Treffpunkt in Italien zum Essen, Trinken und Austausch von Klatsch und Tratsch. Der Italiener frühstückt in einer Bar bei einem Café oder Macchiato mit einem Corno oder Panino oder nimmt am Nachmittag ein Gläschen Wein.

Manarola
Manarola
Vernazza
Vernazza

Portovenere

Nahe der alten Hafenstadt La Spezia liegt der kleine Ort Portovenere. Hier geht es weniger hektisch zu, klar, Portovenere zählt auch zu den Touristenmagneten mit seiner engen Gasse, den bunten Häusern und der alten Festung, jedoch irgendwie beschaulicher. Viele Asiaten wählen diesen Ort für Ihre Hochzeit.

Portovenere
Portovenere
Portovenere
Portovenere
Portovenere Wedding
Portovenere Wedding

Ganz gut in Erinnerung ist mir bei meinem Besuch der kleine Platz am Hafen. Im Schatten der großen Pinien legte ich mich am Nachmittag müde auf eine Treppe und genoss die Atmosphöre. Ein Musiker spielte mit seiner Klarinette “ O sole mio“ und ich konnte nicht anders, als mitzusingen.

Portovenere
Portovenere

Golfo dei Poeti

Einige Kilometer weiter östlich, unterhalb von Lerici, entdeckte ich beim Locationscouting im Vorfeld Tellaro. Am Golfo dei Poeti sieht Tellaro ähnlich aus, wie die Orte an der Cinque Terre. Wieder enge und steil zum Meer führende Gassen. Dieser Ort hat mich total verzaubert. Im Gegensatz zum Trubel an der Cinque Terre war es hier herrlich ruhig, ja, fast einsam. Nur wenige Menschen waren unterwegs, was vermutlich an der Lage als eine Art Sackgassenort liegt. Auf der Piazza oberhalb saßen fast nur Italiener beim Aperetivo am Nachmittag in der warmen Septembersonne.

Tellaro
Tellaro

Mein Weg führte mich die endlos scheinende Treppen herab ans Meer. Granitfelsen werden von den Wellen umspült, die tief stehende Sonne glitzert im Meer. Schnell war mir klar, dass ich hier die Motivflut schwer an einem Abend abarbeiten kann. Vereinzelt sah ich mal jemand durchs Bild huschen, hier unten zwischen den kleinen Fischerbooten. Ich baute gleich meine Ausrüstung zusammen und nahm die ersten Fotos von dem fließenden Wasser mit der Häuserkulisse mit. Eine viertel Stunde später, ein paar Meter weiter machte ich eine Langzeitbelichtung. Kaum fertig lief ich ein paar Meter weiter an die Felsen, wo eine Leiter für die Badenden ins Meer führt. Testbelichtung, Langzeitbelichtung, wieder eine knappe viertel Stunde war vergangen. Das Licht wollte nicht aufhören, sich für mich von seiner schönsten Seite zu zeigen. Die Beleuchtung der Häuser war bereits an, es folgte eine Aufname erhöt von den Felsen herab, eine Aufname weiter unten am Wasser, alles lief wie im Bilderbuch. Die Musik auf meinen Kopfhören lies mich in anderen Sphären schweben.

Tellaro
Tellaro
Tellaro - Treppe ins Nichts
Tellaro – Treppe ins Nichts
Tellaro
Tellaro

So verbrachte ich an diesem schönen und stillen Ort zwei Stunden mit Fotografieren, Staunen und Genießen. Zwei Stunden meines Lebens, die ich nicht wieder hergeben möchte und die mich beim Betrachten der Fotos immer wieder schwärmen lassen.

Den Tag beendete ich in einer Trattoria mit einer Portion Fritto Misto und einem Glas Weisswein.

Toskanische Küste

Unweit der Ligurischen Küste bei Carrara verläuft die Grenze zur Toskana.  In bequemer Reichweite liegt die toskanische Küste. Flacher, etwas weniger reizvoll und oft mit Strandbädern zugepflastert zeichnet sich dieser Küstenabschnitt aus. Doch gibt es in dem Bereich zwischen Massa und Pisa einige lohnende Fotospots am Meer. Marina di Pietrasanta hat eine sehr lang gezogende Seebrücke, Viareggio bietet im Bereich des Hafens einige Möglichkeiten und Marina di Pisa lohnt sich auch für einen fotografischen Abstecher.

Marina di Pietrasanta
Marina di Pietrasanta
Viareggio
Viareggio
Marina di Pisa
Marina di Pisa

Was mich beim Fotografieren am Meer immer weider begeistert und meine Vorfreude darauf unerträglich werden lässt, sind die Farben im Himmel und Wasser in der Landschaft. Ich liebe die gestalterische Möglichkeit, das Wasser fotografisch zu verändern. Möchte ich das Wasser fließend darstellen, wähle ich eine kürzere Belichtungszeit, sagen wir etwa zwischen 1/15 und 1/2 Sekunde. In Verbindung mit schroffen Felsen mag ich Langzeitbelichtungen. Damit wird das Wasser zu Nebel oder Watte und es stößt eine harte Materie im Foto auf eine weiche. Strömungslinien im Meer werden sichtbar, Steine schälen sich knachscharf aus dem Wasser heraus.

Raik Krotofil