Wer kennt es nicht… man kommt mit tollen Fotos aus dem Urlaub zurück und sitzt zu Hause vor Bildern voller dunkler Punkte, die sich vor allem im Himmel häufen. Die Entfernung ist dank moderner Software heute kein großes Problem mehr, doch kostet dies unnötig viel Zeit. Feinste Schmutzpartikel auf der Sensoroberfläche (bzw. auf dem davor verbauten Filter) sind der Grund für die Flecken und spätestens wenn eure Bilder so aussehen wie im nachfolgenden Foto, solltet ihr über eine gründliche Reinigung nachdenken.
Alle modernen Kameras verfügen heute über eine kamerainterne Selbstreinigung, bei der lose anhaftender Schmutz durch Mikrovibrationen von der Sensoroberfläche abgeschüttelt werden soll. In der Praxis funktioniert dies jedoch mehr schlecht als recht und es müssen zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden. Obwohl die Arbeit im Spiegelkasten viel risikoärmer ist als allgemein angenommen wird, kommt die manuelle Reinigung des Sensors der Mehrheit an Fotografen scheinbar immer noch einer Operation am offenen Herzen gleich, die sie sich nicht zutrauen. Dieser Umstand wird von diversen Anbietern durch überteuerte Serviceangebote ausgenutzt. Serviceangebote, auf die man verzichten kann wenn man die Reinigung selbst übernimmt. Doch wie ist bei der Sensorreinigung vorzugehen wenn man sie selber durchführen möchte? Nachfolgend geben wir euch einen umfassenden Überblick.
1) Identifizierung von Sensorschmutz
Bevor ihr euch an die Reinigung des Sensors macht, solltet ihr euch zunächst über den Status quo im Klaren sein. Hierfür muss eine Testaufnahme angefertigt werden, die den Schmutz sichtbar macht. Wir empfehlen dazu folgende Vorgehensweise:
- Fotografiert eine einheitlich weiße Wand mit einer Brennweite von ca. 24mm (KB Äquivalent) bei höchster Blendenzahl eures Objektivs (z.B. f/22). Macht diese Aufnahme mit manuellem Fokus und stellt euer Objektiv so unscharf wie möglich ein. Ziel ist es, die Wand völlig verwaschen zu fotografieren. Von der Struktur der Wand sollte im Bild nichts zu erkennen sein. Um dies zu erreichen fotografiert ihr die Wand idealerweise bei gedimmtem Licht und verwackelt die Kamera ganz gezielt. Die Aufnahme sollte neutral belichtet sein, dass die Wand hellgrau erscheint.
- Öffnet nun das Foto im RAW Konverter (z.B. Adobe Camera Raw oder Lightroom) und verstärkt die Kontraste maximal. Stellt dazu den Kontrastregler auf Maximum, den Schwarz Regler auf Minimum und zieht dann den Weiß Regler so lange nach rechts, bis das Histogramm wieder in die Mitte gewandert ist und das Bild entsprechen hell erscheint. Ihr solltet den Sensorschmutz nun bereits sehr gut im Foto sehen können. Adobe Camera RAW bzw. Lightroom verfügen über eine Funktion, die Makel im Bild noch besser sichtbar zu machen. Ruft dafür das Korrekturpinselwerkzeug auf (Makel entfernen Werkzeug) und aktiviert die Checkbox „Makel visualisieren“. Partikel auf dem Sensor werden jetzt als weiße Punkte auf schwarzem Hintergrund dargestellt.
Ihr habt nun einen Überblick darüber, wie es um euren Sensor bestellt ist. Beachtet bitte, dass sich die Schmutzpartikel horizontal als auch vertikal seitenverkehrt auf eurem Kamerasensor befinden. Ein im Bild rechts oben erscheinender Fleck resultiert also von einem Schmutzpartikel, welches links unten auf dem Sensor haftet.
2) Reinigung des Sensors
Nun stellt sich die Frage, mit welcher Methode der Schmutz gefahrlos, günstig, schnell und möglichst nachhaltig entfernt werden kann. Hierfür stehen verschiedene Methoden bereit, auf deren Vor- und Nachteile wir aus unserer Sicht kurz eingehen möchten. Um an den Sensor der Kamera zu gelangen muss man vorher im Menü der Kamera den Modus Inspektion/Reinigung aktivieren. Diesen Punkt erreicht man bei Nikon Kameras unter „System“ -> „Inspektion/Reinigung“. Ist er nicht aktivierbar, liegt das am zu niedrigen Ladestand eures Akkus. Mit einem Druck auf den Auslöser klappt der Spiegel hoch, der Verschluss wird geöffnet und der Sensor ist frei zugänglich.
Blasebalg
Der Einsatz eines Blasebalgs wie z.B. des Giottos Super Rocket-air Blower ist die schnellste und simpelste Möglichkeit, mit schnellen Druckluftstößen losen Schmutz von der Sensoroberfläche und aus dem Spiegelkasten zu blasen. Man erreicht mit dieser Methode jedoch nur selten 100%ige Ergebnisse. Dennoch macht es unserer Meinung nach Sinn, den Spiegelkasten mit solch einem Blasebalg von Zeit zu Zeit auszupusten und eingetretene Staubpartikel zu entfernen. Dies kann man auch bei geschlossenem Verschluss machen, um Schmutzpartikel im Velour des Spiegelkastens zu entfernen, damit diese später bei geöffnetem Verschluss nicht auf den Sensor gelangen können. Auch kann der Einsatz des Blasebalgs eine gute Vorabreinigung für eine darauf folgende Sensorreinigung mit anderen Mitteln sein. Solange man mit der Spitze des Blasebalgs nicht den Sensor berührt ist die Methode für die Kamera unserer Meinung nach sehr gefahrlos.
Nassreinigung mit Sensor Swabs
Die Nassreinigung des Sensors mit alkoholischen Lösungen (z.B. Isopropanol oder Methanol) ist eine weit verbreitete Methode, die von vielen Fotografen angewendet wird. Wir haben eher Vorbehalte gegen diese Art der Reinigung. Seitens der Methodik schiebt man mit einem Wischer den Schmutz auf dem Sensor häufig nur von einer Ecke in die andere. Man kennt das gleiche Problem beim Wischen des Bodens in den eigenen vier Wänden. Hebt man den Wischer vom Boden ab, liegt an dieser Stelle immer noch viel Schmutz herum, der nicht im Wischer haften geblieben ist. Genauso verhält es sich mit den Sensor Swabs. Es können zudem Schlieren auf dem Sensor zurückbleiben und unter dem Strich raten wir daher von dieser Methode ab, zumal die Swabs auch noch extrem teuer sind und nur 1x verwendet werden können.
Vibrationspinsel
Beim Vibrationspinsel wie z.B. dem VisibleDust Arctic Butterfly handelt sich es um einen Pinsel für die Trockenreinigung, der durch Vibration zu einer elektrostatischen Aufladung der feinen Kunststoff-Pinselhaare führt und hierüber den Schmutz vom Sensor abnehmen soll. Für uns ist diese Reinigungsmethode sehr zweifelhaft und wir können keine Empfehlung hierfür aussprechen.
Sensorfilm
Die Reinigung mit Sensorfilm ist eine sehr aufwändige Methode, bei der eine dickflüssige Polymerlösung auf den Sensor gepinselt wird, die bei der Trocknung alle Schmutzpartikel auf der Sensoroberfläche in sich einschließt und als ausgehärtete Folie vom Sensor abgezogen wird. Ich (Achim) habe diese Methode früher selber angewendet weil sie meiner Erfahrung nach 100%ige Ergebnisse liefert. Ich gehe hier jedoch nicht weiter darauf ein, da ich zu Sensorfilm vor längerer Zeit bereits einen eigenen Artikel geschrieben habe. Da die Reinigung mit Sensorfilm sehr aufwändig ist, viel Zeit kostet und durchaus eine gewisse Gefahr für die Kamera mit sich bringt, würden wir sie heute nicht mehr als bevorzugte Methode empfehlen. Es gibt mittlerweile bessere und schneller anzuwendende, gefahrlose Verfahren, denen wir den Vorzug gegeben haben.
Sensor Gel Stick
Der Sensor Gel Stick ist für uns heute das Verfahren der Wahl, den Kamerasensor schnell, für die Kamera völlig gefahrlos und mit einem extrem guten Ergebnis zu reinigen. Diese Methode ist vielen Fotografen bisher unbekannt, weswegen wir sie hier etwas genauer vorstellen möchten.
Beim Sensor Gel Stick handelt es sich um eine Art „Gummibärchen“ am Stiel, welches eine gewisse Klebrigkeit besitzt und Schmutz an sich haften lässt. Das Verfahren ähnelt sehr dem Reinigungsprinzip mit Sensorfilm, denn hier wird der Schmutz von der Sensoroberfläche abgenommen und nicht durch wischen verteilt. Bei geöffnetem Verschluss wird mit dem „Gummibärchen“ direkt auf den Sensor getupft, wobei Schmutzpartikel am klebrigen Gummi haften bleiben und somit vom Sensor entfernt werden. Das Gummi hinterlässt keinerlei Rückstände auf dem Sensor. Weder Schlieren noch sonstige Reste. Man kann sich die Methode so vorstellen, als wenn man mit einem Stempel einmal die komplette Sensorfläche abtupft. Sämtlicher auf der Sensoroberfläche befindlicher Schmutz wird durch die hohe Adhäsionskraft des „Gummibärchens“ daran gebunden und entfernt.
Der Sensor Gel Stick kann nach der Reinigung selbst wieder gesäubert werden und lässt sich mehrfach benutzen. Mehrfach bedeutet hier, dass er im Rahmen des privaten Gebrauchs über viele Jahre verwendet werden kann ohne seine Wirksamkeit zu verlieren. Um die Schmutzpartikel wieder vom Gummi zu lösen wird mit dem Stick vor- und nach der Reinigung des Sensors auf ein Klebepapier getupft. Das Klebepapier hat eine stärkere Klebekraft als das Gummi, wodurch Schmutz vom Gummi auf das Klebepapier übergeht. Das Klebepapier kann einzeln nachgekauft werden. Man muss also nicht immer Geld für einen neuen Gel Stick ausgeben, wenn das Papier irgendwann verbraucht ist.
Die Methode ist gleichermaßen simpel als auch schnell anzuwenden. Den kompletten Sensor mit dem Stick abzustempeln dauert nicht länger als 2 Minuten, kann dadurch sogar im Urlaub im Auto oder Zelt sitzend angewendet werden und liefert hierbei unserer eigenen Erfahrung nach hervorragende Ergebnisse. Ihr könnt euch hier eine RAW Datei herunterladen, die nach einer Reinigung mit dem Sensor Gel Stick aufgenommen wurde und ein typisches Reinigungsergebnis darstellt. Für die Kamera ist die Methode sehr gefahrlos. Der Gel Stick muss nur ganz leicht auf die Sensoroberfläche getupft werden und wird dann langsam wieder abgehoben. Den Sensor kann man dabei nicht durch verkratzen oder sonstige mechanische Beanspruchung beschädigen.
Zuletzt bleibt noch zu erwähnen, dass die Sensorreinigung mit dem Gel Stick selbst von Kameraherstellern wie Leica in der Endkontrolle vor Auslieferung an den Kunden angewendet wird. Ein Video dazu könnt ihr euch hier anschauen. Im Video bekommt ihr auch einen guten Eindruck, wie ihr den Gel Stick in der Praxis einsetzen müsst.
Wie kann man den Sensor Gel Stick erwerben? Es gibt aktuell 2 Hersteller für das Produkt und nachfolgend findet ihr die Links zu beiden. Ob einer besser funktioniert oder langlebiger ist können wir leider nicht sagen.
Link zum Produkt: Pentax Sensor Gel Stick
Link zum Produkt: Eyelead Sensor Gel Stick mit Blasebalg
Viele Grüße,
Achim + Christian