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WARUM ICH GERNE IN DEN BERGEN FOTOGRAFIERE

Eibsee © RAIK KROTOFIL

Das Fotografieren in bergiger Landschaft macht mir enormen Spaß. Ein paar Besonderheiten, die es zu beachten gibt, gelten auch hier.

Mich Flachlandtiroler begeistern die steilen Bergflanken, das raue, massive, schroffe Gestein und die unbändige Kraft dieser Naturlandschaften. Ich fühle mich hier oben entkoppelt vom Alltag mit seinen Problemen und Wirrungen. Granitmassive, welche bereits seit tausenden von Jahren nach oben gefaltet werden und dies vermutlich unendlich so weiter geschehen wird. Ich liebe das.

Die majestätischen Dimensionen, die mein Auge schwer greifen kann und ohne Bezug von bekannten Proportionen wie Menschen, Tieren oder Gebäuden vom Gehirn fast nicht in Relation zu setzen sind, machen mich demütig. Ihre Größe und schiere Wucht lassen in mir das Gefühl zurück, klein, winzig und sowieso unbedeutend zu sein. Das stete Rauschen der Schmelzwasserbäche und Wasserfälle übertönt fast jedes Geräusch.

Fotografieren in den Bergen, Panorama, Milchstraße
Schwarzwaldalp Rosenlaui © Raik Krotofil

WETTER IN DEN BERGEN

Das Wetter spielt in den Gebirgen eine wichtige Rolle. An jedem Tag, den ich hier verbringe, studiere ich ganz genau die verschiedenen Wettermodelle und Prognosen. Für die Schweiz hat sich die Seite vom MeteoSwiss für mich als sehr treffsicher erwiesen. Scheint die Sonne ungetrübt vom Himmel, ist die Farbe Blau erschreckend dominierend. Ich vergesse nicht jenen Neujahrsmorgen im Allgäu, als ich vom Blau dieser Winter-Landschaft fast aus dem Stuhl geworfen worden bin. Oder jener Nachmittag auf über 3000m Höhe auf der Diavolezza im Engadin. Der perlumttfarbene Schnee im Abendlicht und die blau ausgekühlten Schatten in den Tälern sind einfach wunderschön.

Diavolezza Engadin Fotoworkshop Schweizer Alpen
Diavolezza Engadin © Raik Krotofil

Dramatischer wird es, wenn Wolken im Spiel sind. Heften sich diese doch gerne an die Bergflanken und verharren dort oder umschmeicheln jene königlichen Berggipfel. Erst wenn die Thermik des Tages nachlässt und die Sonne untergegangen ist, lösen sich die Wolkenformen gerne auf. Schnell ziehende Wolkenfetzen im tiefen Licht oder böse, dunkle Gewitterwolken am Himmel sind Drama pur und oft Garant für Fotos mit ehrfürchtigen Lichtstimmungen. 

Sonnenuntergang in den Alpen am Sustenpass Fotoworkshop Schweizer Alpen
plötzlich reisst der Wolkenvorhang auf

Gewitter in den Höhenlagen sind nicht wirklich lustig. Aufziehende Tiefdruckgebiete bzw. Kaltfronten vom Atlantik kommend stoßen an die Bergflanken und werden zum Aufsteigen gezwungen. Wolken entstehen bzw. kühlen durch das Aufsteigen ab und es können sich dramatische Gewitter bilden. Aber auch die hohe Luftfeuchtigkeit an einem Sommertag reicht aus, um durch die Wärmeeinstrahlung schnell aufzusteigen und sich am Ende in Ambosswolken zu verwandeln.

Das Gewitter inmitten dieser Julinacht am Sustenpass war nicht schlimm, doch dachte ich im Zimmer meines Hotels, dass plötzlich jemand eine Blitzanlage vor dem Fenster aufgebaut hat und mit 1200 Wattsekunden in mein Zimmer blitzt. Keine 3 Sekunden später bebte der Zimmerboden vom Donner, das hat mich wirklich erschrocken.

Sustenpass Steingletscher Gewitter Wolken Fotoworkshop Schweizer Alpen
Gewitter am Sustenpass Steingletscher © Raik Krotofil

Passstraßen winden sich wie leuchtende Schlangen in der Dämmerung durch die Berge. Diese von Menschenhand erzeugte Zeichen der Urbanisierung zerschneiden die Landschaft, können aber auch exzellente Motive sein.

Maloja Pass Engadin Engadin Fotoworkshop Schweizer Alpen
Maloja Pass Engadin © Raik Krotofil

AUCH IN DER NACHT

Bedingt durch die Höhenlage mit immer dünner werdender Luft und reduzierten Aerosolen, ist die Luft sehr klar. Die hinter den Bergkämmen verschwundene, und kaum vorhandene Lichtverschmutzung nahe des Alpenhauptkamms zaubert in den Nachthimmel eine unfassbar schöne und mit dem bloßen Auge schon sehr gut zu erkennende Milchstraße.

Nachtfotografie von epischen Landschaften ist für mich immer etwas ganz Besonderes. Die Stille einer Bergnacht, dazu der Kontakt mit der gelegentlich auch lieblich erschienenen Berggewalt erzeugt tief in mir drin eine besondere Faszination und Zufriedenheit. Diese Momente sind für mich immer wieder Augenblicke für´s Leben. 

Rosenlaui Schwarzwaldalp © Raik Krotofil
Rosenlaui Schwarzwaldalp © Raik Krotofil

Die Motivauswahl in den Bergen ist extremst vielfältig. Fast alle Brennweiten können bedient werden. Ich bevorzuge den Einsatz starker Telebrennweiten um intime Landschaftsausschnitte und Bergporträts umsetzen zu können. So raffen diese Brennweiten die Landschaft zusammen und komprimieren die Elemente darin. Dabei spielt wie immer in der Fotografie das Licht eine wesentliche Rolle, denn es formt und modelliert die Landschaft.

Rosenlaui Wetterhorn © Raik Krotofil
Rosenlaui Wetterhorn © Raik Krotofil

PANORAMEN

Aber auch Panoramen helfen mir, die wahre Größe der Landschaft in einem weiten Bildschnitt darzustellen. Um ein Panorama zu erstellen ist es wichtig, dass die Stativbasis mit einer Wasserwaage ausgerichtet wird. Erst dann sollte die Kamera ebenfalls auf dem Kugelkopf gerade sein. Am Besten stellst Du die gerade Ausrichtung fest, in dem Du im Livebild die Kamera auf dem Stativ der vorgeplanten Drehrichtung und den damit geplanten Einzelaufnahmen folgst und immer die Wasserwaage im Display im Auge behältst.

Panorama Furkapass und Grimselpass Passstraße
Panoarama Furka-und Grimselpass © Raik Krotofil

SPIEGELUNGEN

Bergseen sind für meine Fotografie immer wieder ein bevorzugtes Motiv. Ich suche diese um die Spiegelungen von angeleuchteten Bergspitzen oder dem Sternenhimmel an windstillen Tagen zu einem Foto zu komponieren. Die beste Jahreszeit ist dafür der Sommer, denn dann sind diese kleinen Seen vom Schmelzwasser gefüllt und noch nicht ausgetrocknet. Für saubere Spiegelungen ist ein windstiller Moment extrem wichtig. Sollte es doch ein paar Verzerrungen im Wasser geben, dann greife ich immer gerne zu einer langen Belichtungszeit. Denn diese sorgt für eine visuelle Beruhigung im Wasser. Der Einsatz von Polfiltern ist nicht zu empfehlen, da diese die Spiegelung stellenweise elimieren.

Furkapass © Raik Krotofil
später Abend am Furkapass © Raik Krotofil
Fotoworkshop Alpen Oberstdorf Premium
Seealpsee im Allgäu © Raik Krotofil

Wie Ihr also sehen könnt sind Berge, egal ob Alpen, Dolomiten, Apennin oder Pyrenäen in Mitteleuropa oder anderer Kontinente, wie die Drakensberge Südafrikas zum Beispiel, perfekte Sujets für Landschaftsfotografen.

Viel Freude in den Höhenlagen oder den tiefen Tälern, den Schluchten und Schmelzwasserbächen. Möge das Licht Dir immer wohlgesinnten sein und Du vor allem verletzungsfrei untergwegs sein. Denn eins sind die Berge nicht, ein Spielplatz. Mit Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Demut und guter Ausrüstung wirst Du das Fotografieren in den Bergen genießen.

Raik

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