DER HERBST IST EINE GUTE REISEZEIT
Wie beschreibt man die Lofoten im September? Kann man im Herbst auch auf den Lofoten fotografieren?
Die Inselkette der Lofoten wird gerne als Reiseziel von Fotografen in den Wintermonaten von Januar bis März besucht, um dort die Nordlichter mit der verschneiten Landschaft zu fotografieren. Die polare Landschaft verzaubert jeden Naturliebhaber auf Anhieb. Mit der steigenden Menge an Fotografen und Reisegruppen, vor allem im Februar, geht die Problematik von einigen überfüllten Stränden und Fotospots einher. Natürlich sind das oft nur die Hotspots wie Reine, Uttakleiv und Haukland, sowie für die Polarlichter der Strand von Flakstad.
Warum also nicht ausweichen auf eine Jahreszeit, die nicht minder mit Naturwundern geizt, nämlich dem arktischen Herbst.
Eins vorweg, wer Ruhe sucht und einsam an den beliebten Stränden sein Stativ aufbauen mag, der verreist im Herbst.
DAS LICHT
Anfang September beginnt die flache Kurve der Sonnenstände sich langsam zu verformen, um in der Mitte des Monats eine steile Form anzunehmen. Das bedeutet, dass sich die Zeitpunkte der Sonnenuntergänge aller 3-4 Tage um fast 20 Minuten verändern! Das Licht wird angenehmer. Die Ephemeriden verändern sich in der Form, dass weiches, goldenes Licht für ungefähr eine Stunde die Qualität eines 10 Minütiges Sonnenuntergangs in Deutschland hat. Nach dem Sonnenuntergang bleibt die Helligkeit für runde 30 Minuten annähernd gleich. Erst eine Stunde nach dem Verschwinden der Sonne beginnt die Landschaft langsam farblich auszukühlen, um diesen Zustand wiederum für eine gute Stunde zu halten. Diese guten 2-3 Stunden besten Fotolichts lassen die Fotografie einer Zenmeditation gleichen. Kein Stress, keine Hektik, genüssliches, weil gemütliches Erleben der Landschaft, Aufsaugen der Eindrücke und entspanntes Fotografieren sind Programm.
WETTER
Das Wetter in seiner Beständigkeit ist eben typisch für atlantische West-Südwestwetterlagen. Die Tiefdruckgebiete ziehen schnell unter dem Einfluss des Jetstreams weiter, Wolkenbänder oft mit Geschwindigkeiten von 50km/h oder mehr. Gefällt Dir das Wetter auf den Lofoten im Moment nicht, komm in einer Stunde wieder. Eben noch vom Hagelschauer verdeckt strahlt kurze Zeit später die Sonne wieder lieblich, als wolle sie sich dafür entschuldigen. Es ist wechselhaft, nach jeder Kurve scheint sich das Wetter zu ändern. Dramatische Lichtfinger zeigen auf die Gipfel, um im kommenden Moment von Regenvorhängen überzogen zu werden. Spät am Abend lassen die Winde oft nach und die Fjorde und Seen bilden in dieser Zeit bis in den Morgen hinein einen Kristallspiegel von unvergleichbarer Schönheit.
FÄRBUNG
Je nach dem Verlauf der Vegetation und der Wettereinflüsse verfärbt sich die Landschaft gegen Mitte September in goldene Farben, welche von leuchtendem Grün hin zu Senftönen, bis zu dem Glanz einer braunen Kastanie reichen. Mit viel Glück sind die ersten Bergspitzen von den Niederschlägen in der Nacht weiss gepudert. Auf Seelevel liegen die Temperaturen durch die Lage am Golfstrom zwischen 12C° und 4C° Grad, in den höheren Lagen pro Hundert Meter um je 1C° kälter.
Oft regnet es. Aber dann auch nur kurzfristig oder maximal eine Nacht lang. Dann dringt Wasser aus jeder Pore der Landschaft. Saftig grüne Mooskissen, dick wie ein 20cm hoher Schwamm, federn jeden Schritt ab und lassen den Fuß sanft einsinken. Verschiedene Beeren und bunte Blätter bedecken den Boden. Das gelbe Laub der kleinen Birken leuchtet auf den dicht bemoosten Felsböden. Dunkle Tümpel spiegeln die Farben der Landschaft und die ziehenden Wolken.
POLARLICHTER
Für die leuchtenden Nordlichter ist es bereits ausreichend dunkel. Oberhalb des Polarkreises ist die Wahrscheinlichkeit auf Polarlichter deutlich erhöht, auch bei sehr niedrigen KP Werten. Denn auch bei schlechten Prognosen kann das Magnetfeld der Erde auf den Teilchenstrom der Sonne reagieren und helle Erscheinungen über viele Stunden hin erzeugen.
Wenn dann sich zum Band der Milchstraße ein paar Polarlichter gesellen, ist das ein besonders wertvoller, weil seltener, Genuss.
Die Lofoten zaubern im Herbst eine ruhige Landschaft, kein Gewusel im Hafen von Svolvær. Auf der beliebten Brücke bei Reine stehen vereinzelt ein paar Wanderer. Selbst die Möwen scheinen noch im Sommerurlaub zu sein. Fischerboote sind kaum zu sehen und Stille herrscht an den Stränden.
Für die Genießer unter Euch Lesern habe ich auf meiner Septemberreise ein paar Soundleckerbissen aufgezeichnet.
Genießt das Lesen und habt viel Freude mit den Lichtmalereien der polaren Lofoten.
Raik
SOUNDFILE LOFOTEN: